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Flugplatzgeschichte

Fliegerei wird in Roth schon seit den 1920er Jahren betrieben. Der Rother Fabrikant „Gustl“ Zink wird zum Initiator der fränkischen Segelfliegerei.
Ernst Udet, als ehemaliger Schwager und Freund von Zink hat zu der Flugbegeisterung in Roth sicherlich beigetragen. Man musste jedoch ohne eigenen Flugplatz auskommen, da die Bemühungen um ein geeignetes Gelände erfolglos blieben.

Dies ändert sich, als im Zuge der Aufrüstung der 1930er Jahre ein Gelände für einen Flugplatz gesucht und bei Belmbrach gefunden wird.

Im Frühjahr 1937 
beginnen die Bauarbeiten. Als erstes werden errichtet:
– 2 Flugzeughallen
– 1 Unterkunfts- und Wirtschaftsgebäude
– 1 Wachgebäude
– 1 Stabsgebäude mit Offizierskasino

Im Mai 1938 kommt als erster Truppenteil das Vorkommando der Flugzeugführerschule E (C) Kiliansdorf auf den Flugplatz nach Roth.

Im Juli 1939, also noch vor Beginn des II. Weltkriegs, wird ein Kampfgeschwader z.b.V. als Transportfliegerverband für den Polenfeldzug in Roth aufgestellt. 

Einige Wochen um den Oktober 1939 ist ein Sturzkampfgeschwader mit JU 87 in Roth stationiert.
Ebenfalls um diese Zeit fliegt ein Aufklärungsgeschwader (mögl. Aufklärungsgruppe 123) mit DO 17 Einsätze über Frankreich.

Von 1940 bis ’44 beherbergt der Flugplatz Flugschulen für verschiedene Muster.
Im Januar 1943 beginnen im nahen Untersteinbach ob Gmünde die Arbeiten zum Bau einer „Himmelbettstellung“ mit der Bezeichnung „Stellung/Schwalbe“.
Die II./Jagdgeschwader 104 wird im Juli 1944 auf den Fliegerhorst Roth verlegt, um die fliegerische Komponente der Luftverteidigung zu übernehmen.

Am 08.04.1945 – also genau einen Monat vor Kriegsende –  wird der Fliegerhorst Roth von der 2nd Air Force Division (US) mit 91 B 24 Bombern bombardiert; diese Flugzeuge werfen 216,2 to Bomben auf den Flugplatz. Dem Angriff gehen umfangreiche Aufklärung und Klassifizierung durch Amerikanische Aufklärer voraus. Die Ergebnisse der Bombardierung sind verheerend. 

Am 20. April 1945 wird der Flugplatz von amerikanischen Truppen besetzt.

Ab 1946 werden auf dem Gelände des Flugplatzes Roth tausende Tonnen Bomben und Munition gelagert, zunächst mit LKW herbeigeschafft, später dann mit der Bahn. Dazu wurde eigens ein Gleis zum Gelände verlegt. Daneben wurde eine Dienststelle zur Entschärfung von Bomben und Munition aus dem Krieg eingerichtet. Es wurden Arbeitskräfte aus der Stadt Roth herangezogen.

Bereits ab 1954 bemühte sich der Fliegerclub Roth e.V., den Platz für den Segelflugbetrieb nutzen zu dürfen. Gegen ein Anerkennungsgeld von 10 DM wurde dieses Anliegen gewährt.

1955 beginnen Planungen, den Platz für die neu aufgestellte Bundeswehr zu nutzen. Im Oktober 1956 verlegt ein Vorkommando einer Heeresfliegerstaffel nach Roth, aber bis 1961 sind es allein die Rother Sportflieger, die den Platz fliegerisch nutzen.

Am 01.09.1961 wird der Fliegerhorst Heeresflugplatz. Die Heeresfliegerstaffel 4 mit Hubschraubern (AI II) und Flächenflugzeugen (DO 27) setzt die fliegerische Tradition fort.

Am Heeresflugplatz Roth gilt von jetzt bis 2013: Die Luftwaffe geht zu Fuß (Luftwaffenausbildungsregiment), das Heer fliegt.

Aus der Heeresflieger-staffel wird das Heeresfliegerbataillon 4  geschaffen, das bis März 1971 existiert. Unmittelbar darauf folgt das leichte Heeresfliegertransportregiment 20, das mit dem amerikanischen Muster UH-1D ausgerüstet wird.

Das Regiment stellt die SAR-Maschine für den Raum Nürnberg.

Parallel wird ab 1969 die Heeresfliegerkommandantur aufgebaut, die fast 32 Jahre lang existiert.

1979 wird das Heeresfliegerregiment 26 aus der Taufe gehoben, das ab 1980 mit dem Panzerabwehrhubschrauber Bo105 ausgerüstet wird.

Die Bo105 ist als Übergangslösung gedacht, es beginnt parallel die Entwicklung eines reinen Panzerabwehrhubschraubers, der als TIGER bereits Mitte der 90er-Jahre in Dienst gestellt werden sollte.

Die weltpolitischen Umwälzungen nach Ende des Kalten Krieges verzögern die Entwicklung um Jahrzehnte, da der TIGER nun als Kampfhubschrauber in die Truppe kommen soll.

Viele folgenden Bundeswehrreformen „überlebt“ das PAH-Regiment, das anschließend in Kampfhubschrauberregiment umbenannt wird. Am Heeresflugplatz Roth beginnen umfangreiche Umbaumaßnahmen, die 250 Millionen Euro kosten werden. Damit soll die Stationierung des TIGER vorbereitet werden.

Kurz nach Ende der Umbaumaßnahmen – u.a. werden riesige freitragende Hallen erbaut – beschließt die Bundeswehr in einer weiteren so genannten Transformationsmaßnahme die Auflösung des Kampfhubschrauberregiments 26, bevor auch nur ein einziger TIGER am Platz stationiert wurde.

Danach wird der Heeresflugplatz Roth ein Reserveplatz, der nach wie vor von der Bundeswehr instand gehalten wird.

Das nächste Kapitel wird mit der Verlegung der Offiziersschule der Luftwaffe von Fürstenfeldbruck nach Roth aufgeschlagen, die – nach erneuten jahrelangen Verzögerungen – 2023 beginnen soll. Der Platz erhielt bereits 2020 eine neue ICAO-Kennung, ETSR.

Die fliegerische Tradition wird seitdem durch die Bundeswehrflugsportgruppe Otto-Lilienthal e.V. aufrechterhalten; der hier seit 1954 aktive Fliegerclub Roth (Segelflieger) hat inzwischen seinen Betrieb am Platz eingestellt.